Nicht von den sozialen Medien treiben lassen
Bundestagsabgeordneter Florian Oßner diskutiert mit Schülern des Gymnasiums Seligenthal
Im Zentrum des Gesprächs standen die Arbeit des Infrastrukturpolitikers im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur des Bundestages sowie die aktuelle Klimaschutzdebatte rund um die internationale Initiative „Fridays for Future“.
Laut Schulleiterin Ursula Weger ist der sozialwissenschaftliche Zweig der große Bildungsschwerpunkt im Gymnasium Seligenthal: „600 unserer 800 Schüler befassen sich in diesem Zweig intensiv mit Politik und Gesellschaft.“ Das sei eine gute Basis für späteres Engagement für die Gemeinschaft. „Eine Gesellschaft ist immer nur so gut wie ihre Menschen. Denn wir gestalten die Gesellschaft und nicht umgekehrt.“ Oßner unterstrich Wegers Aussagen und machte am Beispiel der Infrastrukturpolitik des Bundes deutlich, wie sich das Geschehen in Berlin auf die Heimatregion auswirkt. „Fast jeder zweite Euro, den der Bund in die Zukunft Deutschlands investiert, fließt in den Bereich Verkehr und digitale Infrastruktur.“ Dabei gehe es vor allem auch um wichtige Themen wie den Breitbandausbau und schnelles mobiles Internet, also die Teilhabe an der digitalen Transformation, welche gerade die junge Generation sehr aufgeschlossen begleite.
Ein entscheidendes Verkehrsprojekt in der Region sei der Weiterbau der B15 neu über die A92 hinaus als Ost-Süd-Umfahrung von Landshut, um die Stadt und die gesamte Region vom Durchgangsverkehr und von Staus zu entlasten. Oßner sprach sich auch für die Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) aus: „Ich begrüße Maßnahmen wie das von der bayerischen Staatsregierung geplante 365-Euro-Jahres-Ticket für Schüler und Azubis, damit junge Leute günstig Bus und Bahn nutzen können.“ Jeder Tag würde zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nur einen Euro kosten. Oßner erhofft sich dadurch eine Attraktivitätssteigerung der Busse und der Bahn und dafür eine Entlastung der Straßen. Außerdem befürwortete der Verkehrspolitiker Überlegungen, den ÖPNV in Stadt und Landkreis Landshut besser zu vernetzen.
ÖPNV in der Region stärken
In der angeregten Diskussion mit den Schülern wurde Oßner mit der Aussage konfrontiert, dass heute mehr Jugendliche als früher das Gefühl hätten, die ältere Generation nehme ihre Sorgen um sichere Staatsfinanzen und eine saubere Umwelt nicht ernst genug. Oßner betonte, dass die Bundesrepublik 2015 erstmals seit 1969 und nun im vierten Jahr in Folge keine neuen Schulden aufgenommen habe. „Das ist für mich wahrlich generationengerechte Politik, Entscheidungen zu fällen, welche nicht auf Kosten zukünftiger Generationen gehen“, so Oßner. Und in Sachen Klima seien schnelle Alternativen zum Atom- und Kohlestrom, die Versorgungssicherheit und bezahlbare Strompreise garantierten, nicht so schnell umzusetzen, solange die Speichertechnik für regenerative Energien noch nicht ausgereifter sei. „Weil Deutschland nur rund zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verursacht, müssen wir für einen wirksamen Klimaschutz mit anderen Ländern den CO2-Emmissionshandel forcieren. Das wird unsere wichtigste Herausforderung auch für das sogenannte Klimakabinett der Bundesregierung.“ Laut Oßner ist die Entwicklung der letzten Jahrzehnte in Deutschland in vielen Bereichen aber auch sehr positiv verlaufen: „Wir haben heute die beste Luftqualität und das sauberste Trinkwasser seit der Industrialisierung.“
Mit einem Beispiel verdeutlichte der Bundestagsabgeordnete, dass die Themensetzung immer schnelllebiger werde: „Vor einem Jahr diskutierte ich sehr kritisch mit Schülern das Polizeiaufgabengesetz rauf und runter, vor einem Vierteljahr noch den Artikel 13 der EU-Urheberrechtsreform – beide Themen scheinen nun völlig unwichtig geworden zu sein“, so Oßner. Er appellierte deshalb an die Schüler, sich in den sozialen Netzwerken nicht von Themen treiben zu lassen, sondern sich immer möglichst objektiv über Politik und Gesellschaft zu informieren: „Glaubt nicht nur einem Medium, sondern tauscht euch intensiv aus. Denn es gibt bei gesellschaftlich wichtigen Fragen nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern Graustufen. Am Ende muss jeder für sich die richtige Antwort finden, aber immer mit dem Respekt vor den Mitmenschen.“